Der „Trial & Error“ Space auf der re:publica 22

11.05.2022 - web3, NFTs, DAOs etc. …aus der Creator-Perspektive: Ein Gastbeitrag von Andrea Goetzke und Eric Eitel
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Ein Schlüsselanhänger in Form einer Art Münze, auf der „NFT“ steht hängt an einem Schlüssel
Foto
Noëlle Kröger / nonfungiblecomic.org

Das web3 ist einer der am kontroversesten diskutierten Ansätze überhaupt. Was für die Einen die Allround-Lösung für mehr Privatsphäre im Netz, plattformunabhängiges, dezentrales Wirtschaften und Verteilung ist, ist für die anderen ein Umwelt-Fiasko und die Hyper-Kapitalisierung nun auch jeden letzten Assets. Gerade deswegen wollen wir dem Themenkomplex dieses Jahr auf der re:publica ausreichend Raum bieten und es von vielen unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten.

Es wird einen designierten web3 Space im Flutgraben e.V. geben, an dem am 08.06. vor allem die Perspektiven von Kreativschaffenden im Mittelpunkt stehen. Kuratiert von Music Pool Berlin, soll es um die vielen verschiedenen Möglichkeiten gehen, die NFTs, DAOs und das web3 allgemein für Produzent*innen, Kreativarbeitende, Künstler*innen und Musikschaffende bieten. Gleichzeitig sollen aber auch zahlreiche Probleme diskutiert werden, die sich daraus ergeben.

Weitere Informationen, findet ihr im Gastbeitrag der beiden Kurator*innen Andrea Goetzke und Eric Eitel, beide Mitgründer*innen von Music Pool Berlin, einer öffentlich geförderten Beratungsstelle für Musikschaffende in Berlin. Andrea und Eric beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Digitalisierung der Musik-Kultur und -Wirtschaft und haben hierzu schon in den vergangenen Jahren Programmteile für die re:publica kuratiert.

Gastbeitrag von Andrea Goetzke und Eric Eitel (Music Pool Berlin) 

Diverse Ansätze hatten schon zum Ziel, das Internet wieder dezentraler zu gestalten. Was jetzt im Rahmen der, teils hitzig geführten, Diskussion um das dezentrale web3, NFTs, DAOs etc. deutlich wird: viele Creator, damit sind Produzent*innen, Kreativarbeitende, Künstler*innen, Musikschaffende etc. gemeint, teilen dieses Ziel und experimentieren im web3. Aus ihrer Sicht bedeutet Dezentralität, dass sie keine geschlossenen Silos mehr wollen, die mit ihren Daten (bzw. ihren Produktionen) betrieben werden – ohne jegliches Mitspracherecht. Ferner fordern sie eine faire Kompensation für ihr Werk jenseits der Null-Komma-Beträge pro Click oder Play von den Plattformen, wie Youtube, Spotify etc.. Für die Creator hält das web3 vermeintlich attraktive Monetarisierungs-Ideen bereit: Von Artist-Tokens, über NFT-Kunst bis Blockchain-basiertem Musik-Streaming. Apropos Fairness und Mitsprache: Wie wäre es denn, wenn das web3 eine technologische Lösung für kooperatives Wirtschaften und die dafür notwendigen demokratischen Beteiligungsprozesse bereitstellen würde? Dezentrale autonome Organisationen (oder kurz DAOs), so meinen ihre Befürworter*innen, haben das Potenzial, diese in der analogen Welt äußerst komplexen administrativen und nervenaufreibenden basisdemokratischen Prozesse zu automatisieren. All diese Verheißungen sind aus Sicht der Kurator*innen legitim und wünschenswert.

Technologischer Treiber für den jüngsten Anlauf zur Schaffung eines dezentralen “web3” sind die vielbeschworenen Blockchains. Und da fangen die Probleme an, da die meisten Blockchains noch immer eine miserable Ökobilanz aufweisen. Die neue, weniger rechenintensive proof-of-stake-Methode (PoS) soll diese deutlich verbessern. Allerdings verwendet Etherium, die für das Minten von NFTs derzeit wichtigste Blockchain, noch immer die rechenintensivere proof-of-work (PoW) Authentifizierung. Ein anderer kritischer Diskursstrang arbeitet sich, antikapitalistisch geprägt, an dem vermeintlichen Hauptziel des web3 ab, der totalen Inwertsetzung alles Digitalen (quasi diametral zum älteren Peer-to-Peer-Ansatz des Teilens). Als Projektionsfläche dient die Pixelkunst der NFT-Bewegung, die inzwischen auch den hochpreisigen, tradierten Kunstmarkt erreicht hat.

Die Kurator*innen meinen, dass das web3, trotz berechtigter Kritik, einen Raum verdient, in dem es weiter imaginiert, analysiert und mit ihm experimentiert werden darf, Trial & Error eben – und zwar in einem respektvollen Rahmen, ohne Bashing und Shaming.

Das Programm am 8. Juni

The Making of a Non Fungible Comic

Julia Schneider aka docjsnyder, Noëlle Kröger

Info
Die Comic-Essayistin Julia Schneider und die Künstlerin Noëlle Kröger sprechen über ihr neues Buches „Non-Fungible Comic“, das ökonomische und technologische Grundlagen der NFTs erklärt, NFT-Projekte anekdotisch vorstellt und gesellschaftliche Diskurse nachzeichnet. Im Anschluss führen die Autorinnen durch ausgestellt Exzerpte ihres Buches.
Workshop J
In Conversation With
Deutsch
Conference

Die Verheißungen des Dezentralen - Narrative rund um das web3

Till Wittwer, Wolfgang Kerler, Julia Schneider aka docjsnyder

Info
In der Auseinandersetzung mit dem web3, NFTs, DAOs & co. ist es hilfreich, sich darüber Gedanken zu machen wer erzählt, woher diese Erzählungen kommen, was eigentlich überhaupt erzählt wird und mit welchem Ziel, und — mindestens genau so wichtig — was nicht erzählt wird.
Stage 6
Panel-Diskussion
Deutsch
Conference

Trial & Error Meetup #1 - with Inputs on Questions of Feminism & Ownership & Regulation

Katrin Fritsch, Ivo Betke, Christoph Mille, Max Haarich

Info
Room to further discuss about web3 Narratives. And 3 additional inputs on a) asking feminist questions about web3 and futures of the Internet, b) discussing ownership and agency of creators in web3 and web2, and 3) collective regulation in the crypto space.
Workshop J
Meet Up
English
Conference

Trial and Error Meetup #2 - with an Inputs on Structures to organize a Basic Income & Postcards from the Metaverse

Theresa Reimann-Dubbers, Julio Linares Circles UBI Coop

Info
Room to further discuss structural changes through web3 in the cultural sphere. And: 2 inputs - 1) on an open pilot to organize a basic income system for communities, using web3 technologies and 2) postcards from the metaverse - diving into clouds of speculation.
Workshop J
Meet Up
English
Conference

Rehearsing Social Imaginaries in Blockchain – A workshop

Geert Lovink, Barbara Cueto, Tanya Cruz

Info
Recently, the decentralized technology blockchain narratives have moved from obscure techno-economic circles to the mainstream art market after a NFT was sold at a Christie’s auction for $69 million. This workshop is a guided debate where the audience will be invited to think through the technology to collectively inquiry into its social potential.
Workshop J
Meet Up
English
Conference

Let's dream up a web3 for music ­– A speculation

Kaitlyn Davies, Marcel Weiß, Mat Dryhurst

Info
What if the web3, with its automatized decision-making processes and direct distribution and monetization channels, could offer a real alternative to the current Internet of monopolistic platforms and data silos? We want to discuss such an alternative economic scenario with music producers, economists and tech experts.
Stage 6
Panel-Diskussion
English
Conference