"Big Brother" ist ein geflügeltes Wort. Dank George Orwell (und John de Mol) kann sich heute jede*r etwas darunter vorstellen. Und nicht etwa, weil der Große Bruder besonders nett war. Er ist einer der mächtigsten – und wirkmächtigsten – Antagonisten der Literaturgeschichte. Und er steht wie kein anderer für ein eigenes literarisches Genre, die Dystopie. Gerade in jüngster Zeit hat dieses Genre Hochkonjunktur. Ist das gut, schlecht oder einfach nur Unterhaltung? Und: Warum scheint es so schwer bis unmöglich, positive Utopien zu erzählen, sobald es um vernetzte, digitale Zukunftswelten geht? Warum ist die Vision von Menschen, die von irgendwelchen KIs ausgeschnüffelt oder von Robotern bevormundet, beherrscht und entmenschlicht werden, popkulturell so viel attraktiver, als die Idee, das Digitale könne den Menschen helfen, eine besseren Welt zu bauen?