Die Online-Ausstellung „Stumme Zeugnisse 1939. Der deutsche Überfall auf Polen in Bildern und Dokumenten“

Svea Hammerle, Eike Stegen

Info
Wehrmachtssoldaten dokumentierten ihre Wahrnehmung des Überfalls auf Polen auf unterschiedliche Arten: Sie fotografierten, hielten ihre Gedanken in Tagebüchern fest oder schrieben Briefe. Studierende der FU haben zahlreiche Dokumente digitalisiert und kontextualisiert, um sie in der Online-Ausstellung "Stumme Zeugnisse 1939" zu präsentieren.
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Am 1. September 1939 griff das nationalsozialistische Deutsche Reich sein Nachbarland Polen ohne Kriegserklärung an. Wehrmacht, Polizei- und SS-Einheiten begingen Verbrechen an der polnischen Zivilbevölkerung und an den gegnerischen Soldaten. Die jüdische Bevölkerung wurde zur Zielscheibe antisemitischer Ressentiments und Opfer von Pogromen.

Die Wehrmachtssoldaten dokumentierten ihre Wahrnehmung des Krieges auf unterschiedliche Arten: Sie fotografierten, hielten ihre Gedanken in Tagebüchern fest oder schrieben Briefe. Viele dieser Materialien werden von den Nachkommen der ehemaligen Soldaten bis heute aufbewahrt. In ihnen zeigt sich die Perspektive der Eroberer, die geprägt ist von nationalsozialistischer Propaganda, Rassismus und Antisemitismus.

Mit Hilfe eines öffentlichen Sammelaufrufes gelang es der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, diese privaten Fotografien und Dokumente ausfindig zu machen. Sie wurden von Studierenden des Masterstudiengangs Public History der Freien Universität Berlin ausgewählt, digitalisiert und kontextualisiert. Die Online-Ausstellung präsentiert über 1.000 Fotografien sowie rund 380 Seiten Tagebücher und Briefe, die unter Creative Commons Lizenzen für die Bildungsarbeit, in Ausstellungs- und Publikationsprojekten genutzt werden können.

Ohne eine kontextualisierende Interpretation geben die (Zeit-)Zeugnisse jedoch wenig preis – sie bleiben sozusagen stumm. Die Quellen müssen aufbereitet und ihre Hintergründe recherchiert werden, denn nur so können sie Einblicke in das Geschehen und auch in die Mentalitätsgeschichte der Soldaten geben. Welche Motive wurden ausgewählt und fotografiert? Über welche Ereignisse wurde berichtet und was wurde verschwiegen? Wie wurde berichtet? Die Online-Ausstellung „Stumme Zeugnisse 1939“ versucht durch die historische Kontextualisierung, die Quellen zum Sprechen zu bringen.

Das Projekt wurde gefördert von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.

Partner
Foto von Svea Hammerle
Freie Mitarbeiterin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
Porträt-Foto von Eike Stegen
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit